KI + Bildung #99 | Deutschland bei Forschung top und Kommerzialisierung (noch) flop | EU investiert 70 Mrd. € mehr in Startups | Neue KI-Handreichung für Schulen
Die 99. Ausgabe von KI & Bildung blickt auf den Technologie-Index der Harvard Universität, der die technologische Leistungsfähigkeit von 25 Ländern bewertet. Die Zeitschrift Forschung & Lehre hatte die Publikation in einem Beitrag zusammengefasst. Kurz gesagt: Deutschland ist bei der KI-Forschung und ihren Anwendungen ganz vorne mit dabei, aber bei deren Kommerzialisierung etwa im Rahmen von Plattformen mit konkreten Produkten, Logins und Abo-Modellen kaum vorhanden. Wir entwickeln also in Deutschland ganz maßgeblich diese neue Technologie mit und die anderen Länder profitieren davon, z.B. im Aufbau von KI-Startups.
Reflexartig denken nicht wenige direkt an das MP3-Format, das einst an einem Fraunhofer-Institut entwickelt wurde und Apple dann netterweise zum Weltkonzern machte. So macht das definitiv keinen Sinn für den Standort Deutschland. Wieso nicht selber gründen? Ich glaube, aktuell findet in Deutschland ein Umdenken statt, auch hinsichtlich der Wertschätzung von Existenzgründungen und der Wichtigkeit von innovativen Startups. Eine spannende Phase könnte beginnen!
Zwar werden nach Angaben der Behörde in Europa mehr Start-ups als in den USA gegründet. Allerdings hätten in den vergangenen 15 Jahren fast 30 Prozent der europäischen »Unicorn-Start-ups« – also Start-ups, die später mehr als einer Milliarde US-Dollar wert sind – ihren Hauptsitz in ein Nicht-EU-Land verlegt. Der EIB zufolge verließen zwischen 2008 und 2021 fast 30 Prozent der Unicorn-Start-ups Europa. Die meisten seien in die USA umgezogen. Quelle: Der Spiegel
News aus den Hochschulen ‘& Wissenschaften
TranscriptOER – Automatisierte Erstellung von OER aus bestehendem Audio- & Videomaterial
Der TranscriptOER ist eine Anwendung, die es ermöglicht, audiovisuelle Medien in textbasierte (Lern-)Materialien umzuwandeln. Diese neu generierten Materialien sind durchsuchbar und erlauben sowohl Studierenden als auch Lehrenden eine Reduktion des zeitlichen Aufwands für die Rezeption von frei lizenzierten Aufzeichnugen von Lehrveranstaltungen. Der Prozess wird automatisiert mit Machine-Learning-Verfahren und Large Language Models durchgeführt. TranscriptOER hat das Potenzial, die Nutzung von audiovisuellen OER zu unterstützen und durch die Transformation in textbasierte Medien personalisiertere Lernerfahrungen sowohl für Studierende als auch für Lehrende zu bieten.
KI:edu.nrw informiert: Neue FAQs zum Artikel 4 der KI-Verordnung veröffentlicht
Im Jahr 2024 wurde die KI-Verordnung (KIVO) der Europäischen Union verabschiedet. Auch Hochschulen müssen diese beachten. Die Regelungen treten schrittweise in Kraft, wobei erste Regelungen schon jetzt gelten – darunter der Artikel 4 zum Aufbau von KI-Kompetenz. Im Mai hat die Europäische Kommission nun umfassende FAQs veröffentlicht, in denen erste Fragen zum Artikel 4 auch für Hochschulen beantwortet werden.
ETH Zürich students gain AI skills using the “Alps” supercomputer
A recent course offering at ETH Zürich entitled “Large-Scale AI Engineering” helps students hone necessary skills for developing and optimizing next-generation AI technologies. With access to “Alps,” one of Europe’s largest AI-ready systems, participants are gaining practical experience at the frontier of generative AI on a world-class supercomputer.
Dr. KI: Wie sollte Forschung verantwortungsbewusst mit künstlicher Intelligenz umgehen?
Wie kann künstliche Intelligenz sinnvoll und kritisch von Forschenden an der Universität Leipzig eingesetzt werden? Unter dem Motto „Responsible AI: Reflexion über den Einsatz von KI in der Wissenschaft“ diskutierten am 12. Juni 2025 dazu vier Wissenschaftler:innen gemeinsam mit Moderatorin Vanessa Kuhfs im Rahmen der AI Week der Graduiertenakademie Leipzig in der Villa Tilmanns. Den Nachbericht veröffentlichen wir als 4. Teil unserer Serie zur Nutzung Künstlicher Intelligenz im Uni-Kontext.
EU-Projekt ELLIOT für neue KI-Basismodelle startet
Ein europäisches Konsortium entwickelt KI-Systeme, die robust sind und mit verschiedensten Datenquellen umgehen können. Beteiligt ist auch der LMU Lehrstuhl von Professor Björn Ommer, an dem das Basismodell Stable Diffusion entwickelt wurde.
„Mit KI die Rechenzeit reduzieren“
Für viele Experimente in der Physik werden große Mengen an Simulationsdaten benötigt, zum Beispiel in der Teilchenphysik. Mit Künstlicher Intelligenz wollen Physikerinnen und Physiker die Simulation solcher Daten nun deutlich erleichtern. Gregor Kasieczka von der Universität Hamburg erzählt im Interview mit Welt der Physik, wie er und sein Team das umsetzen wollen.
KI in der Wisskomm: „Eher kritisch“
Künstliche Intelligenz kann viel, aber nicht alles. Besonders wenn es um Wissenschaftskommunikation geht. Warum es gerade jetzt Menschen braucht, die komplexe Zusammenhänge vermitteln, erklärt Clara Helming von AlgorithmWatch.
Licht ins Dunkel: „LightShed“ umgeht bekannteste Schutzmechanismen gegen KI-generierte Kunst
Künstler:innen haben ein Interesse daran, ihre im Internet auffindbaren Kunstwerke davor zu schützen, dass KI-Modelle sie als Trainingsdaten verwenden und dadurch lernen, Kunststile täuschend echt zu imitieren. Moderne Bildschutzwerkzeuge versprechen Schutz davor. Doch Forschende der TU Darmstadt, der University of Cambridge und der University of Texas at San Antonio haben nun gezeigt, dass sich dieser umgehen lässt – ein Weckruf für die Branche.
Forscher aus Osnabrück warnt: Studierende verlernen das Lesen
Der Osnabrücker Leseforscher Christian Dawidowski sagt, dass bei Studierenden in den vergangenen Jahren die Kompetenz des Lesens zurückgegangen sei. Ein Grund dafür: das digitale Arbeiten.
Die Allianz für Future Skills (Stifterverband) hat das Ziel, dass sich der Anteil der Hochschulen, die Future Skills fest in ihr Bildungsangebot aufnehmen, signifikant erhöht. Die Entwicklung von Future-Skills-Bildungsmaßnahmen profitiert dabei auch von digitalen und digital gestützten Lernangeboten, die synchron und asynchron Wirkung entfalten können.
Neues aus dem Schulunterricht
Künstliche Intelligenz in der Schule: Eine Handreichung zum Stand in Wissenschaft und Praxis
Die vorliegende Forschungssynthese „Künstliche Intelligenz (KI) in der Schule“ will mit Blick auf die schulische Praxis alle Akteurinnen und Akteure dabei unterstützen, den Herausforderungen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz aktiv zu begegnen. Sie bietet einen umfassenden Überblick über zentrale Aspekte in verschiedenen Handlungsfeldern und den aktuellen Stand der Forschung. Gängige Befürchtungen und Vorurteile (negative wie positive) gegenüber KI werden – so weit wie es in diesem dynamischen Feld möglich ist – einem Faktencheck unterzogen. Die Synthese leistet damit auch einen Beitrag, verbreiteten „Mythen“, Ängsten sowie überzogenen Erwartungen entgegenzuwirken.
Aus der Praxis„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“ – Lernpläne mit KI erstellen
Wie lassen sich individuelle Lernpläne effizient mit KI erstellen? Der Wirtschafts- und Englischlehrer Manuel Flick berichtet, wie er seine Klasse mithilfe von KI zur eigenständigen Prüfungsvorbereitung motivierte. In unserer Serie „KI-Tipp“ kommen Lehrkräfte zu Wort, die positive Erfahrungen mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz im Unterricht oder bei der Unterrichtsvorbereitung gemacht haben.
KI-Detektoren in Schule und Unterricht? Nein Danke!
Warum Schulen nicht in KI-Detektoren investieren sollten, welche Illusionen diesem (naheliegenden) Wunsch auf allen Seiten zugrunde liegen und welche Sorgen mir dieses Thema bereitet, das konnte ich in aller Kürze im SWR3-Interview erläutern. Aufbauend darauf lohnen sich der Blick in aktuellere Studien und einige Gedanken, die im Interview zu kurz kamen: 2+1 Illusionen, die zur Detektoren-Problematik in Schule und Unterricht führen.
Ulrich Trautwein: „KI eröffnet in der Schule wahnsinnig viele Möglichkeiten“
„Ohne Künstliche Intelligenz in den Schulen und im Unterricht wird Deutschland die Mindeststandards bei PISA & Co. nicht erreichen können“, erklärt Ulrich Trautwein, Leiter des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung und Professor an der Universität Tübingen.
Finde die Paare: 18 KI-Begriffe
In meiner eigenen Version des berühmten Gesellschaftsspiels nach dem Pairs-Prinzip geht es darum, 18 wichtigen KI-Begriffen ihren Erklärungen zuzuordnen. Das Lernspiel kann mit der ganzen Klasse gespielt werden und eignet sich ideal für die digitale Bildung in der Sekundarstufe 1.
KI an den Schulen: In Berlstedt nicht mehr wegzudenken
In den Schulen wird – wie in allen Lebensbereichen – immer mehr mit Künstlicher Intelligenz gearbeitet. Ihr Einsatz kann den Unterricht durchaus bereichern – auch am Feininger-Gymnasiums Berlstedt im Weimarer Land.
Das AKTIV-Framework: KI souverän in Schule und Unterricht integrieren
Das AKTIV-Framework unterstützt Lehrkräfte mit einer klaren Handlungsanleitung, um Künstliche Intelligenz nicht nur gezielt einzusetzen, sondern ganzheitlich und kompetenzorientiert in Schule und Unterricht zu integrieren.
Pro & Contra: Wie viel KI verträgt der Schulunterricht?
Niedersachsen will einen Lern-Chatbot an den Schulen einführen. Doretta Farnbacher und Sophie Mühlmann mit ihren Argumenten.
Tools & more
Milliardenprojekt einer KI-Gigafabrik deutscher Tech-Firmen vorerst gescheitert
Die EU winkt mit finanzieller Unterstützung für KI-Großprojekte in Europa und erwartet entsprechende Bewerbungen bis zum heutigen Freitag um 17 Uhr. Die Idee fünf deutscher Tech-Unternehmen war ein gemeinsames KI-Rechenzentrum in Deutschland. Doch die Deutsche Telekom, Ionos, SAP, Siemens und die Schwarz-Gruppe haben sich nicht auf einen gemeinsamen Vorschlag einigen können, heißt es jetzt.
Sakana AIs KI-Agent schafft es unter die besten 21 von 1000 Code-Experten
Das japanische Unternehmen Sakana AI hat einen KI-Agenten entwickelt, der komplexe Optimierungsprobleme aus der Industrie lösen kann. In einem Live-Test trat die KI gegen mehr als 1000 menschliche Expert:innen an.
Mensch-KI-Kollektive stellen die besseren medizinischen Diagnosen
Künstliche Intelligenz (KI) kann Ärztinnen und Ärzte bei der Diagnosefindung wirksam unterstützen. Sie macht andere Fehler als Menschen – und diese Komplementarität stellt eine bislang ungenutzte Stärke dar. Ein internationales Team unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zeigt nun erstmals systematisch, dass die Kombination aus menschlicher Expertise und KI-Modellen zu den genauesten offenen Diagnosen führt.
EU-Förderbank plant Milliardeninvestitionen in Start-ups
Die Europäische Investitionsbank (EIB-Gruppe) stellt hohe Summen bereit, um innovative und wachstumsstarke, junge Techunternehmen in Europa zu halten. Bis 2027 sollen 70 Milliarden Euro für solche Start-up- und Scale-up-Firmen zur Verfügung stehen. »Scale-ups« sind Unternehmen, die sich nach der Gründung in schnellem Wachstum befinden und ein funktionierendes Geschäftsmodell etabliert haben.
Switzerland and AI: tiny but mighty
Technological advancements are backed by heavy contributions from both sectors. With R&D expenditure amounting to 3.3% of GDP, Switzerland ranks among the top five countries globally. Two-thirds of this spending comes from the private sector. Other crucial contributions come from academia, in the shape of talent growth, patents and the creation of startups.
ChatGPT und andere textbasierte KI-Anwendungen antworten geduldig auf verschiedenste Fragen. Obwohl sie ähnliche Ergebnisse erzielen, sind einige der zugrundeliegenden KI-Modelle jedoch aufwendiger als andere. So zeigt eine neue Studie, dass sich deren Energieverbrauch und damit verbundene Emissionen im direkten Vergleich deutlich unterscheiden
3 von 5 Deutschen wollen mehr über Künstliche Intelligenz lernen
Als Assistenz bei der Arbeit, als Chatbot im Kundenservice oder für automatische Übersetzungen in sozialen Medien – nicht nur der Einsatz Künstlicher Intelligenz in Wirtschaft und Gesellschaft legt massiv zu, auch das Interesse der Deutschen an KI wächst stark. So wollen inzwischen 3 von 5 Deutschen (60 Prozent) gerne mehr über KI lernen. Vor einem Jahr waren es erst 49 Prozent. Besonders wissbegierig sind dabei die Jüngeren:
Apple-Paper zu KI-Denkfähigkeit spaltet Experten und entfacht hitzige Debatte
Das Apple-Team demonstrierte anhand klassischer Puzzles wie dem “Tower of Hanoi”, dass selbst die neuesten Sprachmodelle einfache Algorithmen nicht korrekt und vollständig ausführen. Daraus leiten die Autoren ab, dass LLMs keine Fähigkeit zu sogenanntem verallgemeinerbarem Denken besitzen.
Animierte KI-Bilder: Midjourney veröffentlicht sein erstes Videomodell
Nach vielen Monaten voller Gerüchte hat Midjourney nun sein erstes Videomodell vorgestellt. Es ist laut Midjourney ein Zwischenschritt auf dem Weg zu KI-Systemen, die ganze Welten in Echtzeit simulieren können sollen.
Psychologe im KI-Labor: Was passiert, wenn man ChatGPT mit Unsinn füttert?
Stellt euch vor, ihr sprecht mit einer KI nur in erfundenen Wörtern. Die Reaktionen könnten euch bekannt vorkommen. Doch der Schein trügt auf eine Weise, die viel über die Zukunft der KI verrät.
Tumordiagnostik der Charite: KI-Modell erkennt mehr als 170 Krebsarten
CrossNN heißt das neu entwickelte KI-Modell, dessen Architektur auf einem einfachen neuronalen Netzwerk beruht. Es wurde mit einer großen Anzahl an Referenztumoren trainiert und anschließend an mehr als 5000 Tumoren überprüft. „Unser Modell erlaubt in 99,1 Prozent aller Fälle eine sehr präzise Diagnosestellung von Hirntumoren und ist genauer als bisherige KI-Modelle“, sagt Philipp Euskirchen. Darüber hinaus konnten wir auf gleiche Weise ein KI-Modell trainieren, das über 170 Tumorarten aus allen Organen mit einer Treffsicherheit von 97,8 Prozent unterscheiden kann.
Mathe-Genie Terence Tao: KI fehlt der “mathematische Geruchssinn”
Auch wenn KI fehlerhafte Beweise erzeuge, wirkten diese oft oberflächlich tadellos und korrekt – und verbergen dabei “wirklich dumme” Fehler, die ein Mensch sofort spüren würde. Was fehlt, so Tao, ist ein “metaphorischer mathematischer Geruch”: die menschliche Intuition, dass etwas nicht stimmt.
Wir sehen uns dann beim nächstem Mal
Viele Grüße aus Braunschweig ☀️
Matthias
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Und viel Erfolg beim Start eurer KI-Projekte!