KI-Planspiel mit ChatGPT: Revolutionierung der Themendisposition
Ein Beitrag von Rita Stampfl und Michael Prodinger
Die digitale Transformation hat eine Reihe von Innovationen in der akademischen Bildung hervorgebracht, wobei der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) besonders hervorsticht. KI-Technologien bieten nicht nur neue Möglichkeiten zur Informationsverarbeitung, sondern revolutionieren auch interaktive Lernprozesse. Das KI-Planspiel zur Themendisposition nutzt ChatGPT, um die Themenfindung für wissenschaftliche Arbeiten auf innovative Weise zu unterstützen. Dieser Ansatz kann nicht nur die Lehrmethoden verbessern, sondern auch die Art und Weise, wie Studierende lernen und interagieren, grundlegend verändern.
Was ist das KI-Planspiel?
Das KI-Planspiel ist ein vorgegebener Prompt für ChatGPT, um Studierende bei der Themenfindung für ihre wissenschaftlichen Arbeiten zu unterstützen. Das Spiel, welches durch Eingabe des Prompts gestartet wird, simuliert eine Diskussion zwischen einem Studierenden und einem strengen Hochschullehrenden.
Ziel: Das Hauptziel des Spiels besteht darin, die Studierenden dazu zu bringen, kritisch über ihr eigenständig vorgeschlagenes Thema nachzudenken und sicherzustellen, dass es relevant, aktuell und kohärent ist.
Vorteile
- Das Spiel fördert das kritische Denken der Studierenden, da sie ihre Argumente klar formulieren müssen.
- Es hilft den Studierenden, ein tieferes Verständnis für das Thema zu entwickeln, da sie sich intensiv mit allen Aspekten einer wissenschaftlichen Themendisposition auseinandersetzen müssen.
- Es stellt sicher, dass das Thema relevant und aktuell ist.
- Es führt zu einer klaren und strukturierten Herangehensweise an die wissenschaftliche Arbeit.
Wie funktioniert es in der Praxis?
Die Implementierung von ChatGPT im KI-Planspiel ermöglicht eine Reihe von Szenarien, in denen Studierende aufgefordert werden, ihre Themen zu definieren, zu analysieren und zu verteidigen. ChatGPT als „Hochschullehrender“ stellt dabei gezielte Fragen, bietet Feedback und führt die Studierenden durch einen strukturierten Prozess, der darauf abzielt, ihre Forschungsvorhaben zu schärfen. Diese Methodik erlaubt es den Studierenden, ihre Themen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und fördert eine tiefere Auseinandersetzung.
Der Prompt
Rollenbeschreibung im KI-Planspiel
Die Rollenbeschreibung im KI-Planspiel ist ein wichtiger Bestandteil des Prompts, der den Rahmen für die Interaktion zwischen ChatGPT und dem/der Lernenden festlegt.
- Klarheit und Fokus: Die Rollenbeschreibung stellt sicher, dass beide Teilnehmenden ihre Rollen im Planspiel verstehen und sich auf das Ziel konzentrieren, die Themendisposition zu überprüfen.
- Simulation eines realistischen Szenarios: Durch die Übernahme der Rollen „Hochschullehrende:r“ und „Studierende:r“ wird eine Situation geschaffen, die dem realen akademischen Umfeld ähnelt.
- Förderung der Interaktion: Die definierten Rollen fördern die Interaktion, indem sie spezifische Erwartungen und Verhaltensweisen für beide Teilnehmenden festlegen.
Konkret werden die Rollen wie folgt beschrieben
- KI als Hochschullehrende:r übernimmt die Rolle einer strengen und anspruchsvollen Hochschullehrperson, die hohe Erwartungen an die Studierenden stellt und sicherstellen möchte, dass die Themen für die Masterarbeiten gut durchdacht und relevant sind.
- Studierende arbeiten einen Themenvorschlag für eine Masterarbeit aus und verteidigen diesen gegenüber der/des Hochschullehrenden.
Die Rollenbeschreibung ist wichtig, da sie die Dynamik des Planspiels beeinflusst:
- Strenge und Anspruch: Die Beschreibung der Rolle der Hochschullehrenden als
“streng” und “anspruchsvoll” legt nahe, dass die KI kritische Fragen stellt und die
Antworten der Studierenden genau hinterfragen wird. - Verantwortung des/der Lernenden: Die Rolle der Studierenden beinhaltet die
“Verteidigung” der Themenstellung. Dies bedeutet, dass Studierende gut vorbereitet
sein und ihre Argumentation klar und überzeugend darlegen müssen.
Hier ein Beispiel, in dem ein Studierender seine Themendisposition anhand des KI-Planspiels zum Thema Wissensmanagement in tertiären Bildungseinrichtungen aufgebaut hat:
Fazit
Die Nutzung von ChatGPT im Rahmen des KI-Planspiels stellt eine bahnbrechende Entwicklung in der akademischen Bildung dar. Der Schwerpunkt liegt auf der Verwendung von ChatGPT, einem fortgeschrittenen Sprachmodell, welches die Rolle eines strengen und anspruchsvollen Hochschullehrenden übernimmt. Die KI leitet die Studierenden durch gezielte Fragen an, die sie dazu bringen, wichtige Aspekte ihrer Arbeit, wie die Problemstellung, Forschungslücke, Methodik und die erwarteten Ergebnisse gründlich zu reflektieren und zu präzisieren. Darüber hinaus fördert das KI-Planspiel Schlüsselkompetenzen wie kritisches Denken, Problemlösungsfähigkeiten und die Fähigkeit, Argumente klar und überzeugend zu formulieren. Diese Interaktion mit der KI stellt eine herausfordernde und bereichernde Erfahrung dar, welche das akademische Potenzial der Studierenden schärft.
Zusätzlich trägt der spielerische Charakter des Planspiels und die Simulation eines realistischen akademischen Szenarios dazu bei, das Interesse und die Motivation der Studierenden zu steigern. Das KI-Planspiel mit ChatGPT bietet also ein innovatives und vielversprechendes Werkzeug zur Unterstützung des wissenschaftlichen Arbeitens in der Hochschullehre. Durch die Kombination von Struktur, Interaktivität und Zugang zu umfangreichem Wissen kann es die Qualität der Themenfindung und -bearbeitung verbessern, Studierende motivieren und ihre Kompetenzentwicklung fördern. Es ist jedoch wichtig, sich der potenziellen Herausforderungen und Grenzen bewusst zu sein und das KI-Planspiel nicht als Ersatz für menschliche Interaktion und Betreuung zu betrachten. Die Kombination von KI-basierten Methoden mit der Betreuung durch erfahrene Lehrende bietet das größte Potenzial für eine effektive und nachhaltige Unterstützung der Studierenden.
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Autorenübersicht
Rita Stampfl ist designierte Leiterin des Bachelor-Studiengangs “Wirtschaftsinformatik” an der Fachhochschule Burgenland. Als Hochschullehrerin im Fachbereich Informationstechnologie ist sie in den Studiengängen Business Process Engineering & Management, Cloud Computing Engineering sowie E-Learning und Wissensmanagement tätig. Sie zeichnet sich durch die Entwicklung zeitgemäßer Lehr- und Lernkonzepte aus und treibt die digitale Transformation in der Hochschulbildung voran. Neben ihrer Lehrtätigkeit engagiert sie sich in verschiedenen Forschungsprojekten und gestaltet aktiv die Zukunft der praxisorientierten Informatikausbildung mit.
Michael Prodinger ist Mitarbeiter im Center für innovative Lehre und Hochschullehrender im Department Informationstechnologie an der Fachhochschule Burgenland. In seiner Tätigkeit konzentriert er sich auf die Anwendung und Erforschung künstlicher Intelligenz in der Hochschullehre. Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit leitet Michael Weiterbildungsprogramme an der Akademie Burgenland, die sich auf KI in der Hochschullehre fokussieren. Diese Kurse behandeln Themen wie Grundlagen der KI, zukunftsorientierte Didaktik mit KI, KI in Prüfungsstandards und qualitatives Forschen mit MAXQDA und KI und sind speziell für Hochschullehrende konzipiert. Diese Initiativen sind Teil seiner umfassenden Bemühungen, innovative Lehrmethoden zu fördern und die Integration neuester Technologien in die Bildung voranzutreiben.
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