Spielst du schon oder lernst du noch? Ein Serious Game vermittelt Studierenden interkulturelle Kompetenzen

Auch an Hochschulen stehen Serious Games mit auf dem Lehrplan. Spielend zu lernen, verspricht viele Vorteile. Aber kann Game-Based-Learning auch dabei helfen, interkulturelle Fähigkeiten zu entwickeln? Unbedingt! Moving Tomorrow – An Intercultural Journey” heißt ein digitales Spiel, das Wissen zum Interkulturellen Management mit modernsten Lernmethoden verknüpft.

Die Digitalisierung verändert auch die Lehre grundlegend: Das klassische Vorlesungsformat wird seltener, digitale Kompetenzen und interkulturelle Fähigkeiten sind neben die Wissensvermittlung gerückt. Während sich Lerninhalte wandeln, gilt das auch für Lernmethoden. Welche Form der Vermittlung eignet sich für welche Lerninhalte? Und wie lässt sich das technologische Potenzial für die Lehre nutzen? An der ESCP Business School etwa vertiefen Studierende aus verschiedenen Ländern ihr interkulturelles Verständnis mit einem Serious Game.

Kompetenzen erweitern – auf spielerische Art

„Moving Tomorrow – An Intercultural Journey” ist aufgebaut wie ein klassisches Videospiel: Die Studierenden schlüpfen in die Rolle von Lucy, einer ambitionierten jungen Frau mit großem Interesse an Technologien und sozialem Unternehmertum. Sie arbeitet für das Berliner Start-up „Runergy“. Das fiktive Unternehmen zeichnet sich vor allem durch sein Engagement in den Bereichen Corporate Social Responsibility und Nachhaltigkeit aus. Im Spielverlauf arbeitet Lucy in verschiedenen Ländern und lernt dort die Landeskultur sowie bestimmte Organisations- und Gruppenkulturen kennen. Lucy führt Dialoge mit anderen Charakteren und muss wichtige Entscheidungen treffen: Kommuniziert sie wichtige Informationen an Fremde und erhält dafür möglicherweise weitere Informationen – oder ist es besser zu schweigen? Kann sie ihre Mitstreiter davon überzeugen, dass sie für die Arbeit bei „Runergy“ geeignet ist, oder muss sie das Start-up verlassen? Und was ist wichtiger: das Privatleben oder das Arbeitsleben? Alle Entscheidungen, die Lucy trifft, beeinflussen das weitere Spiel maßgeblich. Die Spieler werden mit Entscheidungen konfrontiert, die sich direkt auf den Verlauf der Geschichte und Ereignisse auswirken. Und sie müssen sich mit den Konsequenzen ihres Handelns auseinandersetzen.

Moving Tomorrow 3

„Die Spieler treffen eigene Entscheidungen“

Die praktische Erfahrung im Spiel wird mit Hilfe von sogenannten Insights mit aktuellen Konstrukten und Theorien der interkulturellen Managementforschung verbunden. So konnte man den aktuellen Stand der interkulturellen Managementforschung mit zeitgemäßen digitalen Lernmethoden verbinden, beschreibt Prof. Marion Festing die Entwicklung des Lernspiels. Sie leitet den Lehrstuhl für Personalmanagement und interkulturelle Führung an der Wirtschaftshochschule ESCP Business School und hat das Spiel gemeinsam mit dem Doktoranden Tobias Schumacher entwickelt. Wichtig war dabei, dass die Studierenden die Brücke zwischen theoretischen Erkenntnissen und realitätsnahen Situationen schlagen können, so die Professorin. Dass die Spieler eigene Entscheidungen treffen und auch gleich deren Konsequenzen erlebten, verdeutliche, dass es beim Interkulturellen Management nicht um richtige oder falsche Entscheidungen gehe – sondern darum, dass unterschiedliche Handlungen auch unterschiedliche Folgen haben.

Ein wichtiger Baustein fürs Blended Learning

Das digitale Spiel ist dabei Teil eines Blended-Learning-Formats zum Interkulturellen Management: Nach jeder gespielten Episode reflektieren die Teilnehmer des Kurses ihre gesammelten Lernerfahrungen. Das Spiel geht deutlich über eine simulierte Gruppendiskussion hinaus, denn die Studierenden profitieren von den Mechanismen, die das Gaming mitbringt: etwa das Storytelling und die Identifikation mit einem Charakter. Es gehe schließlich nicht nur darum, die Konzepte des Interkulturellen Managements kennen und verstehen zu lernen, erklärt Marion Festing zu den Lernzielen von „Moving Tomorrow“: Vielmehr sollen die Studierenden lernen, Situationen zu analysieren, ihr Wissen direkt anzuwenden, Neugier und Engagement zu wecken. „In der Forschung wird das Konstrukt der ‚Nationalkultur’ sehr kritisch hinterfragt. Stattdessen wird die kulturelle Diversität auch innerhalb eines Landes wissenschaftlich begründet und adressiert. Dieser Ansatz findet sich in unserem Lernspiel“, so Festing.  

escp

Für die ESCP Business School hat interkulturelle Bildung große Bedeutung. Die Hochschule mit sechs Standorten in Europa stärkt mit dem Serious Game ihre Strategie „Culture for Business“. Diese ist darauf ausgerichtet, eine neue Generation von Managerinnen und Managern sowie Führungsverantwortlichen auszubilden, die die Chancen der kulturellen Vielfalt in Unternehmen auch in einer digitalisierten und globalisierten Welt verstehen und nutzen.  

Ein Beitrag der ESCP Business School

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