Alles kommt anders, als man denkt – Überregionale Forschungsverbünde in Zeiten von Corona
Alles kommt anders, als man denkt – Überregionale Forschungsverbünde in Zeiten von Corona
Beitrag der Ruhr-Universität Bochum
Das Coronavirus hat in unser aller Leben viele Veränderungen gebracht. Und dies von „jetzt auf gleich“: Neben der Umstellung auf einen weitestgehenden Homeoffice-Betrieb und Online-Lehre muss und musste man sich auch im forschenden Wissenschaftsbereich an vielen Stellen neu orientieren. Befragungen, Auswertungen, experimentelle Untersuchungen, Feldversuche oder psychologische Testverfahren konnten nicht oder nur in Teilen durchgeführt werden. Deadlines und Fristen haben sich verschoben oder sind ganz außer Kraft gesetzt worden.
Studien können nicht wie geplant umgesetzt werden. Jetzt heißt es kreativ zu werden – Auch für uns!
Denn auch unsere HFD Community Working Group (CWG) bietet hier ein kleines Beispiel für ein forschungsorientiertes Projekt, das nun auf einen neuen Fokus ausgerichtet und an die aktuellen Bedingungen angepasst werden muss.
Unsere universitätsübergreifende Arbeit in der CWG „Motivationsfaktoren für Dozierende zur Umsetzung digital unterstützter Lehre” ist ebenso von den zahlreichen Veränderungen „betroffen“. Ursprünglich war es beabsichtigt, der Frage nachzugehen, was Hochschullehrer*innen deutschlandweit zur Digitalisierung ihrer Lehre motiviert bzw. wo genau Hemmnisse und Hürden der (Nicht-)Nutzung liegen. Geplant war dazu eine großangelegte Befragung von Lehrenden aller deutschen Universitäten. In unseren Vorarbeiten haben wir, fünf Mitarbeiter*innen verschiedener deutscher Hochschulen, dazu umfangreiche Fragebatterien und geclusterte Themenschwerpunkte erarbeitet.
Aufgrund der ad-hoc-Umstellung der Lehre des Sommersemesters auf einen Online-Modus und der damit verbundenen gezwungenen, plötzlichen digital-unterstützten Lehre, sind vielerorts Befragungen zur Durchführung erfolgt. Universitätsinterne Umfragen zum Umgang und zu Erfahrungen mit der Umstellung auf Online-Lehre, sowie zur Kritik an dieser, wurden ebenso initiiert wie größer angelegter Surveys bundesweit agierender Gruppierungen (z.B. BMBF, DZHW, ISTAT).
In diesem Kontext und in der gegenwärtigen Situation, in der davon ausgegangen werden kann und muss, dass auch das folgende Wintersemester ein größtenteils online-unterstütztes Semester an deutschen Hochschulen wird, erscheint uns der ursprünglich gewählte Fokus sowie die geplante Vorgehensweise unserer CWG nicht mehr passend, um neue Erkenntnisse generieren zu können. Wir wollen uns nicht mit einem weiteren Fragebogen an die bis dato sowieso bereits stark mit Fragebögen bedachten Hochschulmitglieder wenden, da die Motivationslage für den Einsatz digitaler Elemente zu Corona-Zeiten einer anderen entspricht, als wir dies zu Vor-Corona-Zeiten abfragen wollten. Dazu kommt, dass punktuell bereits Hochschulrektorate keine weiteren Befragungen an ihre Mitglieder zulassen.
Was nun? – Neue Situation, neue Ausrichtung!
Beratungen innerhalb der Gruppe führten nun dazu, dass wir unseren Fokus der CWG-Arbeit neu ausrichten werden. Es bietet sich aufgrund der Aktualität und unserer Vorarbeiten an, im Themenkomplex „Lehrendenbefragungen zum Einsatz digitaler Elemente für die Lehre“ zu bleiben, hier aber auf bereits erhobene Daten zurückzugreifen. Uns erscheint es in diesem Zusammenhang spannend, ein Review anzufertigen. Also eine systematische Darstellungsarbeit in Form einer Daten- und Auswertungsübersicht, die versucht, zum Thema „Was folgt aus dem aktuellen Semester? Was bleibt vom digitalen Sommersemester 2020? Motivationsfaktoren und Hemmnisse zur Umsetzung digitaler Lehre an Hochschulen.“ alle bereits verfügbaren Informationen zu sammeln, zusammenzufassen, kritisch zu bewerten und Handlungsempfehlungen abzuleiten. Grundlage unserer Übersichtsarbeit sollen die bereits veröffentlichten Befragungsergebnisse diverser deutscher Hochschulen (und ggf. externer Institutionen) zur Online-Lehre des SoSe 2020 sein. Eine Sammlung durchgeführter Befragungen ist von uns erfolgt und wird derzeit systematisch auf vergleichbare Faktoren und Parameter analysiert.
Wir zielen auf eine kompakte, zusammenfassende und strukturierte Übersichtsarbeit ab, die Tendenzen ableitet, etwaige fehlende Fragestellungen sichtbar macht und im Sinne von „lessons learned“ Erkenntnisse und Handlungsstrukturen zur Vorbereitung auf online-gestützte Lehre liefert. Dazu bedienen wir uns unserer in den Vorarbeiten der Gruppenarbeit erstellten Fragenbatterien und Kategorien, die wir auf die Ergebnisse bzw. auf die Rohdaten bereits durchgeführter Befragungen beziehen.
Was steht jetzt an?
Arbeitspakete für diese Neuausrichtung wurden verteilt, geplante Arbeitstreffen bereiten wir in einer Präsenz- sowie parallel in einer Onlinevariante vor, um auf alle äußeren Einschränkungen vorbereitet zu sein und uns flexibel anpassen zu können.
Gibt es noch Umfragen?
Unsere erste Arbeitsphase hat ergeben, dass es weniger öffentlich zugängige Umfragen an deutschen Hochschulen gibt, als wir zuvor erwartet hatten. Es zeigte sich aber auch, dass viele Umfragen nur intern zur Verfügung stehen.
Helfen Sie uns, Erfahrungen aus der Ad-hoc-Digitalisierung der Lehre für die Hochschulentwicklung nutzbar zu machen. Hat Ihre Hochschule Umfragen durchgeführt, die bisher nicht veröffentlich sind? Planen Sie weitere Umfragen zu diesem Thema? Wir würden uns freuen, wenn Sie uns Ergebnisse aus Ihrer Hochschule, die noch nicht veröffentlicht wurden, zur Verfügung stellen. Bitte kontaktieren Sie uns unter cwg.motivationsfaktoren@hochschulforum.org.
Zum Originalbeitrag vom 08.09.2020