Das Videoportal der FAU: Stresstest bestanden

Michael Gräve über die vergangenen Wochen im MultiMediaZentrum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des MultiMediaZentrums (MMZ) begleiten seit über 12 Jahren Vorlesungen filmisch und stellen diese den Studierenden zur Nachbearbeitung ihrer Lehrinhalte oder zur Vertiefung ihres Studiums im Videoportal zur Verfügung. Über die Jahre hat sich hier ein steter, linearer Anstieg der Produktionen sowie der Abrufe der Videos, also der Nutzung durch die Studierende, etabliert. Dann kam Corona.

Ganz anders die Situation zum Sommersemester 2020

Mit der absehbaren Absage der Präsenzvorlesungen setzte noch vor dem Start des Semesters ein sprunghafter Run der Lehrenden auf die Kapazitäten zur Vorlesungsaufzeichnung ein. Da in vielen Hörsälen in Erlangen schon Kameras und Aufnahmetechnik fest installiert sind, haben wir hier die Zahl der Aufzeichnungen hochgefahren. Das hatte den Vorteil, dass die Lehrenden nicht von ihren gewohnten Vorlesungszeiten abweichen mussten. Auch mussten sie keine neuen Techniken erlernen, hatten also praktisch keinen Mehraufwand durch die Produktion ihrer Vorlesung in Videoform zu fürchten.

Einzelne Lehrende haben so in den Wochen vor Semesterbeginn vier Vorlesung pro Tag an fünf Tagen die Woche gehalten und aufgenommen. So konnten wir mit der vorhandenen Aufnahmetechnik des Multimediazentrums vielen Lehrenden noch vor Semesterstart helfen. An einzelnen Tagen waren alle verfügbaren Hörsäle belegt – die Mitarbeiter und Hiwis des MMZ fuhren dabei nicht selten zwei Aufzeichnungen parallel über Fernzugriffe auf die Kameras.

Zum Glück war das Department Physik bereit, eigenes Geld in die Hörsaalausstattung zu stecken und stattete frühzeitig zwei weitere Hörsäle mit Kameras und Stift-Displays aus. Zusammen mit Opencast-Rekordern vom Multimediazentrum konnten so durch die Physikerinnen und Physiker eine große Anzahl Lehrvideos selbst organisiert aufgenommen und vollautomatisch verarbeitet werden. Und auch das medizinische Dekanat engagierte sich stark und realisierte im Hörsaal der Anatomie die Wünsche der Medizinerinnen und Mediziner.

Der eigentliche Ansturm auf das Videoportal kam zum Semesterstart

Am Anfang des Lockdowns war nicht geklärt, ob die Lehrenden überhaupt noch in die Uni kommen dürfen, um ihre Lehrvideos aufzunehmen. Andererseits war klar, dass die bestehenden Hörsäle mit Kameraausstattung nicht ausreichen würden, um alle aufnahmewilligen Lehrenden zu bedienen. Hier zeichnete sich schnell ein Engpass ab. Innerhalb kürzester Zeit haben wir dann das Videoportal vorbereitet, damit die Lehrenden auch ihre Eigenproduktionen den Studierenden zur Verfügung stellen können.

Hierzu musste eine komplett neue Rechteverwaltung im Videoportal etabliert werden, damit zum Beispiel jeder Dozent und jede Dozentin selbst Kurse und Clips anlegen und nur die eigenen Medien modifizieren darf. Auch die Uploadfunktion des Videoportals haben wir optimiert. Da ein Upload teilweise große Datenmengen (bisweilen mehrere GigaByte pro Videodatei) beinhaltet, ist dies aus dem Homeoffice keine Lappalie – Fehlertoleranz, Fortsetzung bei Unterbrechungen und ein verlässlicher Fortschrittsbalken verbessern jetzt das Hochladen. Innerhalb von einem Monat wurde so von den Lehrenden über ein 1 TB an selbstproduzierten Videos hochgeladen, verteilt sich auf circa 360 Kurse und über 3.000 Videos innerhalb von acht Wochen. Noch mehr Zahlen haben wir in einer Statistik online zusammengestellt.

Und die Studierenden?

Das erweiterte Angebot an Lehrinhalten wird von den Studierenden auch entsprechend angenommen. Aus in früheren Semestern üblichen 4.000 bis 10.000 Zugriffen pro Woche sind jetzt durchschnittlich 50.000 Abrufe von Videos pro Woche, oder 200.000 pro Monat geworden. Und regelmäßige Liveübertragungen aus dem Hörsaal kamen noch hinzu.

Die Anforderungen stiegen also innerhalb weniger Tage zwischen Faktor 5 bis 10 und damit derart stark an, dass wir eine zweite Instanz des Streaming Servers benötigten. Dank kollegialer Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IIS und den Campusmedien funklust gelang es in kürzester Zeit, diese Last auf zwei Maschinen zu verteilen: Deren Server stellt das Livestreaming sicher, der RRZE-Server bedient weiterhin die zugriffsgeschützten Videos im Portal. Zur Vervollständigung des Setups gesellte sich auch noch ein weiterer Fileserver mit 60 TB Kapazität hinzu, um das sprunghaft angestiegene Datenvolumen zu managen. So können jetzt bis zu 1.000 Studierende gleichzeitig ein zugriffsgeschütztes Video anschauen undwährend mehrere Livestreams aus dem Hörsaal zuverlässig verbreitet werden – auch ganz ohne Zoom.

Stand 5. Juni 2020:

  • 1.198 Kurse (Vorlesungen)
  • 15.048 Aufzeichnungen
  • 2.256 Dozenten vor der Kamera
  • 359 selbstproduzierende Dozentinnen und Dozenten
 

Im Videoportal finden Sie auch Aufzeichnungen öffentlicher Vorträge

Kontakt

MultiMediaZentrum (MMZ)
Tel: +49 9131 85-28898
rrze-mmz@fau.de

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