Datenschätze für die Forschung: Universität Bremen hat Schlüsselrolle
Wissenschaft basiert auf Daten. Diese Forschungsdatensätze werden immer umfangreicher und komplexer. Weil sich Methoden und Herangehensweisen mit der Zeit ändern und weiterentwickelt werden, können neue Analysen auch neue Erkenntnisse aus alten Datensätzen fördern. Grundlage dafür ist allerdings, dass die Daten gut aufbewahrt und kuratiert werden sowie nach Bedarf auch schnell gefunden werden. Mit wachsenden Datensätzen muss also auch die Dateninfrastruktur weiterentwickelt werden.
Dynamisches Netzwerk aus Konsortien
2016 hat der der Rat für Informationsinfrastrukturen empfohlen, eine Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) einzurichten – als Basis des Forschungsdatenmanagements in Deutschland. Ziel ist es, ein dynamisches, wachsendes Kooperationsnetzwerk zu schaffen, das aus verschiedenen spezialisierten Knotenpunkten, den einzelnen Konsortien, besteht. Das Konsortium Biodiversität wird am MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen koordiniert. Sprecher ist Professor Frank Oliver Glöckner.
Jedes einzelne thematische Konsortium kümmert sich darum, dass die Daten konsistent und kompatibel aufbewahrt werden. Dabei gelten die Prinzipien des „FAIR Data“. In diesem Zusammenhang steht FAIR für „Findable, Accessible, Interoperable and Re-usable”, also auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederverwendbar. Dies sei besonders wichtig, betont Frank Oliver Glöckner, da die meisten Forschungsdaten aus öffentlich finanzierter Forschung erhoben würden. Dass sie dann auch von allen genutzt werden könnten, sei daher selbstverständlich. Neben NFDI4BioDiversity werden die Konsortien NFDI4Health, NFDI4Ing und KonsortSWD gefördert.
„Zugang zu umfangreichen Forschungsdaten entscheidend“
Im NFDI4BioDiversity-Konsortium kooperieren Partnereinrichtungen aus den Bereichen Biodiversität, Ökologie und Umweltdaten. Hinter Biodiversität verbirgt sich allerdings mehr als „nur“ die Vielfalt der Arten. Biodiversität umfasst hier auch die genetische Vielfalt, die funktionelle Vielfalt, die Interaktionen und die Vielfalt ganzer Ökosysteme. „In Zeiten, in denen eine Million Arten vom Aussterben bedroht ist, ist der Zugang zu umfangreichen, qualitätsgesicherten Forschungsdaten entscheidend für die jetzt anstehenden Entscheidungen in Politik und Gesellschaft“, sagt Professor Frank Oliver Glöckner.
Wissenschaftssenatorin Dr. Claudia Schilling zeigt sich begeistert, dass der Wissenschaftsstandort Bremen mit vier von neun ausgewählten Konsortien eine bedeutende Rolle in der NFDI spielen wird: „Dieser Erfolg belegt einmal mehr die Forschungsstärke der Universität Bremen und der Bremer Forschungseinrichtungen, noch dazu in einem sehr breiten Themenspektrum. Die Bremer Forschung wird durch die Beteiligung an der NFDI ihre nationale und internationale Vernetzung weiter vorantreiben und dabei eigene Impulse geben können. Zu diesem Erfolg gratuliere ich allen Beteiligten sehr herzlich.“
In Bremen fördert die DFG bereits seit 2013 das Projekt GFBio (German Federation for Biological Data). GFBio umfasst technische, organisatorische, finanzielle und wissenschaftliche Aspekte, um das Bewusstsein für das Forschungsdatenmanagement in der Biodiversitätsforschung und den Umweltwissenschaften zu schärfen. Auf diesen Erfahrungen baut die NFDI4BioDiversity ebenso auf wie auf der Gemeinschaft der Nutzerinnen und Nutzer. GFBio umfasst bereits Datenzentren für Nukleotid- und Umweltdaten sowie die sieben etablierten Datenzentren der größten naturwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen Deutschlands, Museen und die weltweit vielfältigste mikrobiologische Ressourcensammlung. Das Netzwerk wird nun um das Netz der Botanischen Gärten und die größten Sammlungen von Nutzpflanzen und deren wilden Verwandten erweitert.Das Konsortium NFDI4BioDiversity wird ab Herbst 2020 mit bis zu 25 Millionen Euro für zunächst fünf Jahre gefördert. Beteiligt sind 49 universitäre und außeruniversitäre Partnereinrichtungen in ganz Deutschland.