Geisterspiele im Hörsaal: Weiterbildung ohne Präsenzveranstaltungen ist wie Bundesliga ohne Publikum

Deutschland kommt vorsichtig aus seinem Lockdown hervor, nachdem es den Shutdown noch gar nicht richtig verkraftet hat. Seit Wochen folgt eine emotionale Herausforderung auf die nächste, ohne dass die Ereignisse und Folgen überhaupt richtig greifbar sind. Die Gefühlswelten vieler Menschen und die Interessen vieler Wirtschaftsvertreter laufen diametral gegeneinander. Während es manchen nicht schnell genug gehen kann mit der Wiederherstellung des öffentlichen Lebens, versuchen andere zu bremsen und von der Bevölkerung Geduld zu fordern. Diejenigen, die bei den Öffnungen ganz vorne mit dabei sind ist die 1. und 2. Fußballbundesliga. „Geisterspiele“ ist plötzlich das Zauberwort, als wenn dies die Lösung für alle sei. Dass damit den Fußballvereinen aber der 3. Liga und anderen Ligen wie Handball, Volleyball und Basketball kaum geholfen ist, steht offensichtlich auf einem anderen Blatt. Dass bei anderen Berufsgruppen die durchgeführten Tests vielleicht viel wichtiger wären kann man auch diskutieren.

Doch das Thema ist hier ein anderes: Was ist das für ein Spiel ohne die Geräuschkulisse des Publikums, wenn man jedes Kommando der gegnerischen Mannschaft auf dem Platz hören kann, wenn die Emotion fehlt, die Freude, der Frust oder die Wut über den Schiedsrichter?

Präsenzveranstaltungen gehören zur Weiterbildung

Die Wiederaufnahme der Bundesliga ist aber vielleicht die beste Möglichkeit, wenn es darum geht ein Turnier zu Ende zu führen und den Sieger nicht am grünen Tisch zu küren. Ebenso wie die Entscheidungen über Auf- und Abstieg und die Teilnahme an den internationalen Wettbewerben. Aber mal so ganz ehrlich, haben wir das vermisst in den letzten Monaten? Haben uns die täglichen Fußballer-Nichtigkeiten, Millionen-Transfers oder Berichte in der Yellow-Press wirklich gefehlt?

Aber etwas Anderes berührt mich wirklich und das vermisse ich: Die Emotionen auf dem Platz und im Stadion. Die Sehnsucht nach der Gemeinsamkeit, der Gruppe, die etwas erlebt. Sich gemeinsam freuen, sich gemeinsam in der Niederlage trösten, gemeinsam einen Erfolg erarbeiten, gemeinsam etwas erreichen. Frei nach dem Motto: „Geteilte Freude ist doppelte Freude, geteiltes Leid ist halbes Leid.“

So wie die Zuschauer auf den Rängen fehlen, fehlt mir die Präsenz unserer Teilnehmer in unseren Seminaren. Die Weiterbildungsprogramme der Frankfurt School wurden innerhalb kürzester Zeit auf ein umfangreiches Online-Angebot umgestellt und damit den neuen Anforderungen flexibel Rechnung getragen. Programme wie Zoom oder Teams erleichtern die Arbeit und machen Vieles möglich, was vor kurzem noch unmöglich schien.

Neue Möglichkeiten durch Online-Formate entdecken!

Ich war und bin hellauf begeistert dabei mitarbeiten zu können, wie sich Dozenten und Teilnehmer in rasender Geschwindigkeit in die neue Thematik eingearbeitet haben und sich mit großem Engagement den neuen Medien widmen. Ich habe auch für mich selbst festgestellt: Digitalisierung ist zunächst einfacher, schneller, aber auch komplexer, aufwändiger. Teilnehmer müssen einzeln angesprochen werden, Gruppenchats und Arbeitsräume sind möglich, aber nur in einer technischen Dimension. Der Kontext der gemeinsamen Diskussion, die Mimik und Gestik des Dozenten sowie der argumentative Schlagabtausch, all das ist online völlig anders. Vom gemeinsamen Kaffeetrinken und dem Austausch während der Pausen ganz abgesehen. Digitale Veranstaltungen bleiben zweidimensional, und es fehlt Vieles, was menschliches Miteinander ausmacht.

Digitalisierung ist super und endlich sind Unternehmen gezwungen, sich damit zu beschäftigen, die finanziellen Mittel sehr schnell bereit zu stellen und die Möglichkeiten zu entdecken. Aber digitale Seminare sind nicht immer die bessere Alternative in Relation zur Präsenz. Digitaler Einsatz ist extrem sinnvoll, wo es angebracht ist. Aber live und in Farbe ist durch nichts zu ersetzen. Genauso wie ein kampfbetontes und spannendes Fußballspiel mit Kopf an Kopf Entwicklung bei den Toren und Entscheidung in der letzten Minute und mit Publikum!

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