Positives Zwischenfazit für das Virtuelle Sommersemester an der Hochschule Koblenz
Bereits im März hatte sich die Hochschule Koblenz auf ein komplett virtuelles Sommersemester 2020 umgestellt. Die Umsetzung und Aufrechterhaltung der Lehre oblag dabei den einzelnen Fachbereichen, die vor der Herausforderung standen, ihre Lehre vollständig online anzubieten. So ist es den Studierenden an den drei Standorten der Hochschule Koblenz möglich, ihr Studium digital und flexibel von zu Hause aus zu absolvieren. Die sechs Fachbereiche haben nun ein positives Zwischenfazit gezogen.
Die Digitalisierung der akademischen Bildung erlebt durch die Corona-Krise eine enorme Beschleunigung. Doch die Hochschule Koblenz kann bereits auf eine jahrelange Erfahrung im Bereich E-Learning zurückgreifen – viele Studiengänge und Vorlesungen waren schon vor Beginn der Corona-Krise virtuell konzipiert. So findet die Wissensvermittlung aktuell sowohl synchron als Videokonferenz, Webinar und virtuelles Klassenzimmer, als auch asynchron durch Vorlesungsaufzeichnungen, Lernvideos, Podcasts und Skripte über die bewährte Lehrplattform OpenOLAT statt. Schon seit 2013 bereiten zudem virtuelle Labore die Studierenden der MINT-Fächer mit Übungsaufgaben, interaktiven Simulationen und Anwendungsbeispielen aus der Praxis auf die Arbeit im realen Labor vor.
Bei der Entwicklung der digitalen Lehre steht das Referat E-Learning der Abteilung Hochschulentwicklung den Lehrenden beratend und unterstützend zur Seite. Um aktuell die Akzeptanz der digitalen Lernangebote von Seiten der Studierenden zu erfahren, wurde bereits Anfang April eine Studierendenbefragung gestartet. Die knapp 800 Rückmeldungen zeigen, dass die Studierenden mit den virtuellen Angeboten gut zurechtkommen.
Im Fachbereich Sozialwissenschaften blickt man bereits auf eine 15 Jahre lange Online-Tradition zurück. Sieben der acht Studiengänge sind ohnehin als Fernstudium konzipiert. Und da bislang nicht davon auszugehen ist, dass Präsenzlehre in größeren Gruppen in diesem Semester möglich sein wird, hat sich der Fachbereich schon frühzeitig dazu entschlossen, die ab Mai bis Juli geplanten Veranstaltungen in Online-Formate umzuwandeln. Prüfungen werden in diesem Semester am Fachbereich virtuell oder durch Hausarbeiten erbracht.
„Wir haben von vornherein versucht, eher die Chancen als die Einschränkungen des E-Learnings für unsere Lehrkräfte sowie Studentinnen und Studenten zu sehen“, betont Prof. Dr. Axel Schlich, Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften in Koblenz. Um die aktuelle Umsetzung des E-Learnings kritisch zu hinterfragen, sich weiterhin zu verbessern und die Lehre noch nutzerfreundlicher für die Studierenden zu gestalten, befragte der Fachbereich gezielt seine Studierenden im Rahmen einer Online Befragung, an der bis zu 1500 Studierende teilnahmen. Auch wenn für manche Studierende das ausschließliche Online-Studium ungewohnt ist, sind die Rückmeldungen auch hier positiv. „Herausforderungen wurden bei uns einfach online gelöst. Wir haben uns zum Beispiel für unser Praxisprojekt mit dem Professor und dem zu betreuenden Unternehmen in einer gemeinsamen Videokonferenz getroffen. Fragen konnten so direkt und unkompliziert geklärt werden“, erzählt Tri Nguyen, Bachelorstudent Business Administration im 6. Semester. Eine weitere Herausforderung für die Lehre geht der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften gerade aktiv an. Da aufgrund der aktuellen dynamischen Lage noch nicht abzusehen ist, inwieweit schriftliche Klausuren zum Semesterende möglich sein werden, arbeitet der Fachbereich momentan intensiv an verschiedenen Optionen zu alternativen Prüfungsformen. Oberstes Ziel sei es hier, den Studierenden und den Lehrenden frühzeitige Planungssicherheit zu bieten.
Auch am RheinAhrCampus in Remagen ziehen die beiden Fachbereiche Mathematik und Technik sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ein positives Zwischenfazit. „In unserer aktuellen Umfrage unter den Studierenden zeichnet sich eine Akzeptanz der geänderten Lehrformen in der jetzigen, ungewöhnlichen Zeit ab und auch der Wunsch, diese neuere, flexiblere Lehre teils beizubehalten und in die Lehrpläne einzuarbeiten,“ resümiert der Prodekan des Fachbereichs Mathematik und Technik, Prof. Dr. Matthias Kohl. Jedoch stelle diese Zeit für die Studierenden auch eine besondere Herausforderung und Umstellung zur Selbstorganisation und Selbstmotivation beim Lernen dar, die der Hochschule sehr bewusst sei.
Für Studierende, die sich mit den aktuellen Anforderungen an das Online-Lernen, Selbstorganisation und Zeitmanagement unsicher fühlen, bietet das Referat Kompetenzentwicklung hilfreiche Screen- und Podcasts sowie Videos von Orientierungshilfen zum Studieneinstieg bis hin zur Planung der Masterthesis an. Online-Kurse zu Schlüsselkompetenzen und zur Tutorenqualifizierung ergänzen das Angebot. Außerdem unterstützen erfahrene Studierende im Rahmen eines E-Mentorings und eine Studentin berichtet in einem Blog auf der Lernplattform OpenOLAT von ihren derzeitigen Erfahrungen.
Und wie geht es nach Corona weiter? Prof. Dr. Thomas Schnick, Dekan des Fachbereichs Ingenieurwesen am RheinMoselCampus der Hochschule, ist sich sicher, dass sowohl die Lehrenden, als auch die Studierenden, von dem derzeitigen Mehraufwand in der Zukunft profitieren werden. Allerdings zeichne sich das Ingenieurwesen durch einen hohen Praxisbezug aus, der nicht vollständig über ein digitalisiertes Lehrkonzept abgebildet werden könne. Auch der Fachbereich bauen-kunst-werkstoffe am RheinMoselCampus und WesterWaldCampus lebt von einem hohen Anwendungsbezug in der Lehre und der großen Nähe zur Praxis. Ob Vermessungsübungen und Laborversuche im Bauingenieurwesen, Modellerstellungen in der Architektur oder Praktika in der Werkstofftechnik Glas und Keramik – all diese Lehrformate können nur begrenzt digital umgesetzt werden, sie brauchen eben auch Präsenz und Beratung zur Unterstützung der Studierenden.
„E-Learning und E-Teaching wird für uns in Zukunft immer ein wichtiger Bereich bleiben. Wir haben nun in kürzester Zeit eine erweiterte Expertise darin entwickelt – mehr noch, als wir schon besaßen,“ erklärt Prof. Dr. Daniela Braun, Vizepräsidentin für Lehre und Diversity an der Hochschule Koblenz. „Auch nach Corona werden wir diese Expertise weiterhin einsetzen.“ Der persönliche Kontakt und die analoge Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden seien digital aber nicht zu ersetzen. Insofern werden sich analoge und digitale Lehre in Zukunft ergänzen. Braun betont: „Es geht künftig nicht um ‚entweder-oder‘, sondern um ‚sowohl-als auch‘. In der Hochschulleitung sind wir begeistert über die ermutigende Zwischenbilanz in dieser Ausnahmesituation.“
Mittlerweile sind die Ausleihe von Büchern in den Bibliotheken der drei Hochschul-Standorte sowie mündliche Prüfungen und Tätigkeiten, die spezielle Labor- und Arbeitsräume erfordern, unter besonderen Hygiene- und Schutzmaßnahmen wieder möglich. Auch das neue Angebot des Studierendenwerks Koblenz wird gerne genutzt: Seit dem 20. April wird in den Mensen und Cafeterien am RheinMoselCampus in Koblenz und dem RheinAhrCampus in Remagen ein Außer-Haus-Verkauf angeboten. Neben Snacks und Getränken gibt es auch ein täglich wechselndes warmes Gericht zum Mitnehmen.