Bilder zu Redewendungen – KI im Fremdsprachunterricht

Ein Beitrag von Michaela Kühl

Unser Gehirn liebt Bilder

Es gibt wohl kaum einen effektiveren Weg, Informationen und Emotionen zu übertragen als mit Bildern. Durch visuelle Unterstützung sind selbst komplexe Sachverhalte deutlich leichter zu erfassen, denn das menschliche Gehirn kann Bilder bis zu 60.000 Mal schneller verarbeiten als Text.

Visuelle Inhalte sprechen uns auf emotionaler Ebene an: Sie berühren, schockieren und begeistern uns, – nahezu immer wecken sie ein Gefühl. Genau deshalb erinnern wir uns an Bilder und die damit verknüpften Inhalte auch leichter als an Texte.

Bilder nivellieren zudem Unterschiede in der Lernergruppe, denn sie erlauben allen, rasch zu verstehen; auch denjenigen, die langsamer lesen oder deren Wortschatz noch größere Lücken aufweist.

Gute Bilder sind dabei immer auch ein ästhetischer Genuss, dessen entspannende und motivierende Wirkung man nicht unterschätzen sollte.   

 

Einsatz im Unterricht

Ich bin seit vielen Jahren Sprachlehrerin und arbeite in der Erwachsenenbildung. Ab dem Level B2 sind Redewendungen verstärkt ein Thema, – ein durchaus anspruchsvolles Thema, denn es geht da um Metaphern, die nur selten über Sprachgrenzen hinweg funktionieren. Kompliziert also!

Wenn ich eine neue Redewendung einführe, erzeuge ich zunächst einige Bilder, z.B. mit Ideogram, Nightcafé oder Dall-E.

bilderzauber
Redewendungen “aus allen Wolken fallen” und “auf dem Holzweg sein”

Im Kurs präsentiere ich diese 3-4 Bilder zusammen mit der neuen Redewendung. Wir sprechen darüber, was diese Wendung ausdrücken will. Dann diskutieren die Lerner zuerst in Gruppen, später im Plenum, welches Bild die neue Redewendung am besten veranschaulicht und warum. Ich verbinde das mit der Bitte, mir bei der Entscheidung zu helfen, welches Bild ich in meine Sammlung aufnehmen soll. 

Dieser Ansatz bietet einen doppelten Nutzen: Die Lerner üben so das Argumentieren und gestalten selbst unser Lernmaterial mit, denn sie entscheiden, welches Bild am Ende DAS Bild für diese Redewendung ist und in unsere Sammlung kommt. Bei mir ist das eine PowerPoint, mit der wir immer mal wieder das Thema wiederholen und so festigen.  

Dies bietet sich z.B. immer dann an, wenn hier und da noch 3-4 Minuten bis zur Pause übrig sind. Dann öffne ich eine meiner PowerPoints und wir füllen die 3 Minuten mit einer kurzen Wiederholung. Durch die Verknüpfung von Bild und Text geht das unglaublich zeitsparend.

 

Welche Tools nutze ich und warum?

DALL-E3 via ChatGPT4 mag ich, weil lange Chats und Iterieren sehr bequem damit sind und man auf Deutsch prompten kann. Mittels natürlicher Sprache hat man eine feinere Kontrolle über die Bildgestaltung. Ein Nachteil sind 20 Dollar Monatsbeitrag und relativ oft sagt mir DALL-E3: „Limit. Jetzt ist genug, du bekommst erst morgen wieder Bilder.“

bilderzauber teufel
Redewendung “den Teufel an die Wand malen”

Wenn ChatGPT mir keine Bilder mehr gibt, bleibt der kostenlose Zugriff auf DALL-E via Copilot oder Bing Image Creator.

Ideogram toppt alle anderen mit seiner extrem benutzerfreundlichen Oberfläche: Sehr, sehr einfach zu bedienen (wie ein Toaster). Toll ist auch, dass man auf der Startseite viele inspirierende Bilder anderer Nutzer sieht und deren Prompts. Außerdem lassen sich deren Werke remixen, was den Einstieg in die Bildgenerierung besonders leicht macht. Man kann kostenfrei täglich 100 Bilder generieren. Prompten sollte man auf Englisch. Ein großes Plus von Ideogram ist die exzellente Umsetzung von Text im Bild, – was für viele andere noch ein Problem ist.

bilderzauber elefant
Redewendung “ein Elefant im Porzellanladen”

Nightcafe ist mein Favorit, wenn es um Fotorealismus geht. Hier ist die Bedienung einen Hauch anspruchsvoller, weil es mehr Optionen bzw. Einstellungen gibt. Wer gern experimentiert, findet hier aber verschiedene Modelle: DALL-E, Stable Diffusion.

bilderzauber nightcafe
Redewendung “Sturm im Wasserglas”

Zur Nachbearbeitung der Bilder, also z.B. um störende Elemente zu entfernen, Hintergrund zu ersetzen oder das Bildformat zu ändern, nutze ich am liebsten Clipdrop, denn es ist kostenlos und intuitiv zu benutzen.

Zum Aufskalieren (= Schärfen) neuerdings gern Krea.ai, ebenfalls sehr einfach zu bedienen. Wenn man mehrere kostenlose Tools kombiniert, braucht man nicht unbedingt eine Bezahl-Version.

bilderzauber
Redewendungen “etwas auf den Punkt bringen” und “ein dickes Fell haben”

Ausblick: viele weitere Einsatzmöglichkeiten

Inzwischen gibt es in meinem Unterricht fast kein Thema mehr, das ohne Bilder auskommt: Wortschatzabfrage im Halbsekundentakt, Tabu-Spiele, Wort-Bilder-Rätsel, Adjektive visualisiert durch Gegensatzpaare, Prüfungsthemen als bebildertes Kartenspiel, Funktionsverbgefüge illustriert. Verben mit fester Präposition – an sich ein sehr trockenes Thema, machen endlich allen Spaß mit den richtigen Bildern. Von Arbeitsblättern, Quiz etc. ganz zu schweigen. Oh, und natürlich partizipiale Attribute! – Die funktionieren unglaublich gut mit animierten Bildern! Aber das ist vielleicht Stoff für einen anderen Artikel…

 

Autorin dieses Beitrags auf LinkedIn

Michaela Kühl ist Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache und Trainerin in der Lehrerfortbildung. Sie bietet verschiedene Seminare zum Thema “KI für Lehrer” an und begeistert sich leidenschaftlich für KI-Kunst.

 

KI-Bilderstrecke: Lizenz CC BY 4.0 DEED

Die im PDF verfügbaren KI-Bilder können gerne im Rahmen von Unterricht und Lehre verwendet werden. Siehe hierzu die Lizenz CC BY 4.0 DEED.

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