Zwischen Innovation und Ethik: KI-Avatare an der Hamburg Open Online University – Potenzial und Risiken auf dem Prüfstand

Gastbeitrag von Meena Stavesand (HOOU)

An der Hamburg Open Online University haben wir die Macht der KI genutzt, um Wissenschaftler:innen von ihren Forschungen erzählen zu lassen. Lest in unserem Beitrag, wie wir mit moderner Software KI-Avatare erstellen, die nicht nur informieren, sondern auch inspirieren. Wir liefern einen spannenden Einblick in die Fusion von Geschichte, Technologie und Bildung, erläutern aber auch die Gefahren, die sich hinter KI-Avataren verbergen können.

Wie interessant wäre es, wenn wir die berühmte Mathematikerin und Physikerin Marie Curie fragen könnten, wie es zu Beginn des 20. Jahrhunderts war, als einzige Frau im Labor zu stehen oder als erste Frau eine Vorlesung zu halten? Was würden wir von ihr erfahren? Von welchen Erfahrungen könnte sie uns berichten? Vermutlich hätte sie spannende Geschichten zu erzählen. Doch leider ist das so nicht möglich. Aus einem Experiment mit KI ist bei uns an der Hamburg Open Online University aber die Idee entstanden, einfach ChatGPT zu fragen, was Marie Curie wohl geantwortet hätte. Und genau das haben wir getan.

Nur Fakten verwenden, die sich nachprüfen lassen

Das KI-Modell erzählte in dem Text von Curies unbändiger Neugier, von ihrem Wissensdurst, von dem unbedingten Willen, Wissenschaftlerin zu werden und dadurch unsere Welt besser zu verstehen. Dies sind Fakten, die wir nachprüfen konnten. Außerdem gab es einen Appell für alle Mädchen und Frauen, die eine Leidenschaft für Wissenschaft und Technologie haben, diese zu verfolgen – egal, was andere sagen. Für uns ein wertvoller Zusatz, denn unser Ziel war es, mit dem Beitrag, anderen Mut zu machen, die eigene Passion zu verfolgen. Zu Marie Curies Biografie passt dies exakt.

Dies ist der Text, den wir mithilfe von ChatGPT erstellt, die Fakten geprüft und sprachlich etwas optimiert haben:

 „Hallo, ich bin Marie Curie. Die erste Frau, die einen Nobelpreis bekam, und bis heute die einzige Frau, die noch einen zweiten Nobelpreis erhielt – und zwar erst neunzehnhundertdrei in Physik und dann neunzehnhundertelf in Chemie. Vor meiner Karriere als Wissenschaftlerin war ich ein Mädchen mit einer unersättlichen Neugier, das dank ihrer Eltern im neunzehnten Jahrhundert zur Schule gehen durfte. In Polen konnte ich als Frau nicht studieren und ging ins Ausland nach Paris. Denn ich wusste, dass die Wissenschaft die Antworten bieten konnte, die ich suchte. Neunzehnhundertacht wurde ich offiziell die erste Professorin in Europa. Ihr fragt euch, wie ich es geschafft habe? Durch Hingabe und Ausdauer! Meine Forschungen sprachen für sich und brachten mir Anerkennung. An alle Mädchen und Frauen da draußen: Lass euch nicht sagen, was ihr nicht tun könnt! Wenn ihr eine Leidenschaft für Wissenschaft und Technologie habt, verfolgt sie! Eure Beiträge sind wertvoll. Die Welt wartet auf euch.”

Das müsst ihr bei Texten für KI-Avatare berücksichtigen:

  • Achtet auf mündliche Sprache – keine Bandwurmsätze, keine schwierigen Wörter, eine schnelle Wiedergabe von Informationen
  • Schreibt Zahlen wie Jahreszahlen immer aus, damit später das Audio leichter erstellt werden kann
  • Verwendet keinen Text mit mehr als 1000 Zeichen, weil bei der Umwandlung ins Audio der Ton ab 1000 Zeichen abbricht

Midjourney, D-ID AI und ElevenLabs für die Videoerstellung

Passend zum Text brauchten wir nun ein KI-Avatar von Marie Curie, den wir ebenfalls mit einer KI-Software kreieren wollten. So haben wir mit entsprechenden Prompts bei Midjourney ein Bild von Curie erstellen lassen. Wichtig dabei: Die Person muss in die Kamera schauen, damit das Video Nähe schafft. Schließlich erzählt sie den Nutzer:innen etwas.

Dies sind unsere Bilder, die Midjourney erstellt hat:

Screenshot Midjourney
Midjourney: Aus vier generierten Bildern eines auswählen

Nun folgte die Verschmelzung des Textes mit dem Bild. Hierfür haben wir die browserbasierte Software D-ID AI genutzt. Dort lässt sich das von Midjourney generierte Bild hochladen, um daraus einen Avatar zu erstellen. Bei D-ID AI könnte man nun einen Text hochladen, der dann direkt als Audio über den animierten Avatar gelegt wird. Wir haben uns aber für eine andere Variante entschieden, die mehr deutsche Stimmen bietet und kostengünstiger ist: Bei ElevenLabs haben wir unseren Text hochgeladen, eine passende Stimme herausgesucht und dann ein Audio davon generiert. Bei D-ID AI flossen nun alle Dateien zusammen, um das finale Video zu haben. Das Audio von ElevenLabs lässt sich nun mit dem KI-Avatar zu einem Video zusammenführen.

Screenshot ElevenLabs

Stimmbearbeitung mit dem Tool Elevenlabs

So sieht das fertige Video aus:

Das solltet ihr vor der Erstellung von KI-Avataren bedenken:

  • Wenn ChatGPT einen Text erstellt, stimmt dieser nicht unbedingt. Alle genannten Fakten sind zu prüfen, denn KI-Modelle dichten Informationen hinzu.
  • Bei Prompts kann es dazu kommen, dass insbesondere bei ChatGPT ein Sicherheitsmechanismus greift, der Nutzer:innen darauf hinweist, dass durch solche KI-Avatare auch Deepfakes erstellt werden können, die Falschmeldungen verbreiten. Es ist also dringend geboten, sensibel mit Informationen und solchen Videos umzugehen, wenn man sie erstellen will.
  • Wir finden, ein Disclaimer beziehungsweise Transparenzhinweis – etwa am Ende des Videos oder in der Caption – ist ebenfalls nötig. Dieser sollte klarstellen, dass der KI-Avatar, der Text und das Video KI-generiert sind.

Unsere Erfahrung mit den KI-Avataren zeigt, dass wir dadurch Informationen über Wissenschaftler:innen interessant transportieren können. Wichtig ist uns dabei, dass zu jeder Zeit klargestellt ist, dass es sich um einen KI-generierten Inhalt handelt.

Wer mehr zu diesem Thema wissen möchte, kann die Schulungen von Katrin Schröder beim Multimedia Kontor Hamburg besuchen, die verschiedene Aspekte von KI abdecken. Es geht bei den Seminaren vorrangig um den Einsatz von KI im Hochschulbereich.

Ebenfalls interessant zum Thema KI ist die Campus Innovation vom 27. bis 29. September in Hamburg. Zunächst gibt es inspirierende Vorträge, beim Barcamp am 29. September ist es dann nicht nur möglich, spannende Sessions anzuhören, sondern auch selbst eine Session zu geben. Schaut für mehr Informationen auf der Webseite vorbei.

Zur Autorin

Meena Stavesand ist freie Journalistin und beschäftigt sich insbesondere mit der digitalen Transformation der Medienwelt. Innovation, Technologie, New Work und Wissenschaft sind ihre thematischen Schwerpunkte. Meena Stavesand arbeitet für verschiedene Auftraggeber als Chefin vom Dienst, Head of Content und Redaktionsleiterin. Außerdem berät sie Medienhäuser und entwickelt Arbeitsprozesse für die digitale Transformation der Unternehmen. Bei der Hamburg Open Online University kuratiert sie redaktionell Themen und konzipiert neue Formate.

 

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